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Endlich Ferien! |
Nach einer letzten
Minzlimonade hat sich Jan mit dem Auto auf den Weg zum Flughafen
gemacht, um zurück in den Norden Deutschlands zu kehren. Zwei
ereignisreiche Osterferienwochen liegen hinter mir. Mit meiner
Rückkehr in den Beiruter Alltag endet nun auch die dreiwöchige
Blog-Pause.
In den Tagen vor Jans
Ankunft bin ich vornehmlich mit einem kurzen Essay und einer Klausur
für die Uni beschäftigt. Dazwischen liegt außerdem ein kurzer
Ausflug in das Begegnungszentrum 'Dar as-Salam', in dem ich mich
gemeinsam mit meinem Kommilitonen Clemens einen Tag lang der
Betreuung von fünf Kindern widme. Unter Leitung der
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Kinderbetreuung |
deutschen
Gemeinde in Beirut findet dort ein Treffen der deutschen Pastoren statt, die
in Gemeinden im Nahen Osten tätig sind. Für einen Tag übernehmen
Maxie und Lydia die Kinderbespaßung, den zweiten Tag sind wir dran.
Wir bemalen Ostereier, spielen Raumschiff-Expedition und 'Militär',
und ich darf regelmäßig als Pferd durch den Garten galoppieren
und die tobenden Piraten und Weltraumforscher auf meinem Rücken
transportieren. Ein anstrengender und dennoch schöner Tag, der für
eine gelungene Alltagsabwechslung sorgt. Während unseres
Aufenthalts begegnet mir Torsten, ein junger Pfarrer der derzeit in
Jerusalem tätig ist. Nachdem er mich mehrmals bittet, ihm am Wochenende
die Stadt zu zeigen, nehme ich mir letztlich einige Stunden Zeit, um mit ihm
durch die verlassene
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Urlaub im Auto |
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Baalbek |
Altstadt und das Ausgehviertel Gemmayzeh zu
spazieren, und zwischendurch das Sursock-Museum zu besichtigen.
Außerdem ist in der ersten Aprilwoche meine Schulfreundin Rike im
Land, mit der ich mehrere Abende mit langen Gesprächen und gutem
Essen verbringe. Bis endlich das Wiedersehen mit Jan ansteht, den ich
zuletzt im Januar bei meinem Besuch in Deutschland gesehen hatte. Mit
meinem großen roten Koffer, Wasserkocher und allerlei Krimskrams
verlasse ich für zwei Wochen die N.E.S.T, und ziehe zunächst in ein
kleines Apartment im östlichen Stadtteil Ashrafiyeh, in dem ich
gemeinsam mit Jan unterkommen kann. In den ersten Tagen habe ich
noch einige Uni-Angelegenheiten zu klären: Eine Klausur,
Arabischunterricht und ein österlicher Gottesdienst im Rahmen der
Hochschule stehen auf dem Programm, bevor wir Zeit finden um Beirut
zu verlassen und gemeinsam mit Maxie und ihren Freunden Lena und
Arian das Land zu bereisen. So beginnt der Urlaub entspannt mit ein
paar Spaziergängen durch die Stadt, mehreren Kinobesuchen und einem
kleinen Ausflug in die Jeita-Grotte.
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1962 vs. 2017 |
Bereits am Wochenende steht der
erste größere Ausflug an, der uns in die Bekaa-Ebene nach Baalbek
führt. Während Lydia und Maxie die Stätte bereits auf einem
früheren Ausflug besichtigt hatten, bietet sich mir das erste Mal
Gelegenheit, die beeindruckenden Bauten zu bestaunen. Nachdem mein
Vater bereits auf einer Busreise von Deutschland nach Jerusalem im
Jahr 1962 einen Zwischenstopp in Baalbek einlegte, habe ich nun die
Möglichkeit, eine seiner alten Fotografien am Originalschauplatz
nachzustellen. In der Nacht zum Ostersonntag machen sich Lydia, ihr
Freund Christian, Jan und ich auf den Weg durch Beirut, um einen
orthodoxen Osternachtsgottesdienst ausfindig zu machen.
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Batroun |
Bei unserem
Streifzug durch die Stadt soll sich allerdings herausstellen, dass
lediglich die maronitischen Kirchen einen Mitternachtsgottesdienst
anboten. Also lassen wir uns nach mehreren Versuchen letztlich in
der großen maronitischen Saint Georges Kirche nieder, um die
Prozession zu beobachten. Die kommenden zwei Tage genießen Jan und
ich die Zweisamkeit bei Kaffee am Meer in der Sonne, bevor wir uns
auf unsere Fahrt durchs Land machen. Maxie, Lena und Arian holen uns
am Dienstagmorgen mit dem kleinen Auto ab, in dem uns Maxie in den
kommenden Tagen über die holprigen Straßen kutschiert. Wir beginnen
mit einem späten Frühstück in der kleinen Küstenstadt Batroun.
Jan und Arian können es sich nicht nehmen lassen, von einer kleinen
Brücke ins türkisblaue Meer zu springen, das uns von allen Seiten
anzulächeln
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Wanderung durchs Qadisha-Valley |
scheint. Ein malerischer Ort, den wir wenig später
erneut von oben betrachten, als wir wie vor einigen Wochen das
leerstehende und unfertige 'Meeresinstitut' besteigen, um den Blick
über die Dächer zu genießen. Wir fahren weiter nach Bsharre, den
Herkunftsort des Dichters Khalil Gibran, in dem wir die kommenden
zwei Nächte in einem kleinen Motel in einem Fünferzimmer
unterkommen. Von dort machen wir einen kleinen Spaziergang durch ein
Zedernreservat, und eine große Wanderung durch das zauberhafte
Qadisha Tal. Auf den Bergen liegt im Norden noch Schnee, die
Wasserfälle plätschern fröhlich und der Frühling sorgt für
angenehme Temperaturen.
Auf der Weiterfahrt in
den Süden machen wir
in der Nähe der Jeita-Grotte Halt, um die
'Hall of Fame' zu besuchen: Ein Wachsmuseum mit
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Hassan Nasrallah und Bill Clinton aus Wachs |
prominenten Figuren,
die sich dank moderner Technik nicht nur bewegen sondern auch
sprechen und singen. Ein bizarrer Anblick, den Hisbollah-Chef Hassan
Nasrallah neben den ehemaligen U.S Präsidenten Bill Clinton und
George W. Bush in einem Raum vereint anzutreffen. Im südlichen Tyros
beziehen wir eine geräumige Air'bnb Wohnung mit Blick aufs Meer.
Lydia und ihr Freund Christian stoßen am Abend zu uns, und wir
beenden den fahrtintensiven Tag mit dem Kartenspiel 'Wizard' und
einem Bier an der Küste. Der
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Besuch im Hisbollah-Museum |
kommende Morgen führt uns erneut ins
Hisbollah-Museum, bevor wir an den Strand von Tyros fahren, und den
Rest des Tages in der Sonne genießen. Jan und Arian finden am Strand
Verbündete zum Fußball spielen, während ich eifrig Muscheln sammle
und Maxie und Lena eine kleine Selfie-Reihe machen. Auch am kommenden
Tag kehren wir bei 32 Grad an den Strand zurück, doch trotz der
Hitze lässt es sich an diesem Tag nur kurz am Meer aushalten, weil
der Wind den Sand mit aller Kraft durch die Lüfte wirbeln lässt.
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Am Strand von Tyros |
Unglücklicherweise kollidiert mein Zeh kurz vor der Weiterfahrt mit
einem Stein, und während Arian die eigentlich kleine Wunde
professionell verarztet, falle ich bereits zum zweiten Mal im Laufe
der letzten Monate in Ohnmacht. Blut sehen war leider noch nie meine
Stärke. Für eine Falafel und einen Kurzbesuch der alten Souks
machen wir Halt in Saida, bevor wir am Abend nach fünf Tagen nach
Beirut zurückkehren. Nach einer kurzen Pause und unserem
wiederholten Check-In in unserem Air'bnb in Ashrafiyeh beenden wir
die gemeinsame Reise mit einem Bier in Mar
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Bier in Mar Mikhael |
Mikhael. Nachdem Jan und
ich uns am kommenden Tag von der Reise erholen und das Haus lediglich
für einen kurzen Einkauf verlassen, beschließen wir kurzerhand für
die letzten Tage seines Aufenthaltes erneut ein Auto zu mieten. Die
Benzin- und Mietautopreise sind günstig, und der Wagen macht uns im
Land wesentlich flexibler. Am Montag beginnen wir unsere zweite Tour
mit einem Frühstück auf den Ruinen des Tempels von Eshmun, einer
alten Stätte der Phönizier. Wir sind – wie so oft – die
einzigen Touristen und spazieren mit meinem Reiseführer von 1998
durch die Anlage, der uns Auskunft über die Geschichte des Ortes
gibt. Im Anschluss
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Tempel von Eshmun |
fahren wir erneut in den Süden, um die
Wasserfälle von Jezzine zu besichtigen und eine unfertige Kirche zu
besuchen. Zwischen Müll und Wasserfall klettern wir über die
Steine, und bestaunen den Ausblick auf die Berge. Mit dem Film
'Oceans 11' und Pasta mit Champignon-Tomaten-Sojasahnesoße geht der
Tag friedlich zu Ende. Unser letzter Ausflug führt Jan und mich in
das Shouf-Gebirge, das vornehmlich von Drusen und Maroniten bewohnt
wird. Dort führt uns Google maps über Umwege durch das Gebirge nach
Deir al-Qamar, eine kleine maronitisch geprägte Stadt, in der wir
unter anderem eine leerstehende Synagoge besichtigen. Auf dem Weg in
das ehemalige Gotteshaus werden wir von einer freundlichen Dame
angesprochen, die uns die Synagoge zeigen möchte und uns wenig
später auf einen Kaffee in ihr Haus einlädt. Gemeinsam mit ihrem
Mann lebt sie in einem alten
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Ehemalige Synagoge in Deir al-Qamar |
Kirchgebäude. Als wir das Gebäude
betreten, treffen wir auf eine weitere Reisegruppe junger Tänzer,
die ebenfalls von dem freundlichen Paar eingeladen wurden. Eine gute
Gelegenheit, ein wenig Arabisch zu hören und zu sprechen und
außerdem selbstgemachtes Rosenwasser und Apfelsaft aus der
hauseigenen Produktion zu erwerben.
Nach meinem dritten Glas
türkischem Kaffee
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Palast von Beit Eddine |
brechen wir auf, um den Palast von Beit Eddine zu
besuchen, der nur wenige Kilometer vom Ort entfernt liegt. Ein
prächtiger Bau, in dem es viele Ornamente, Farben und Formen zu
entdecken gibt. Zuletzt steht ein erneuter Besuch in Bakata an, einem
kleinen drusischen Ort in der Nähe. Dort befindet sich der mystisch
angehauchte drusische Friedhof, den Maxie und ich bereits vor einigen
Monaten besichtigen konnten. Wie beim letzten Mal gehe ich in den
gegenüberliegenden Friseursalon, um nach dem Schlüssel für das
Areal zu fragen. Bedauerlicherweise ist der Chef des Ladens nicht
anwesend, und so werden wir zunächst auf den kommenden Tag
vertröstet. Da Jan am nächsten Tag jedoch
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Auf dem drusischen Friedhof |
bereits abreisen muss,
laufen wir eine Weile um den abgesperrten Friedhof herum, um immerhin
von Außen ein paar Symbole und Elemente zu entdecken. Wir stellen
uns bereits auf die Rückfahrt nach Beirut ein, als Jan in einem
kleinen Geschäft auf der Suche nach Briefmarken durch einen Zufall
auf den Chef des Friseursalons trifft. Dieser hatte mich beim Betreten
des Ladens sofort erkannt, und ließ es sich nicht nehmen, uns in
Windeseile den Schlüssel zu organisieren, und mit uns über den
Friedhof zu laufen. Jan war von der Symbolik und dem mystischen
Grundkonzept der Anlage beeindruckt, und so wurde der letztlich
überraschende Besuch wohl zu einem kleinen finalen Highlight.
Gestern begann für mich erneut der Alltag an der Uni, und Jan
begleitete mich am Morgen in den Ethik-Kurs, bevor er mit dem
Mietauto zum Flughafen fuhr und letztlich sicher in Deutschland
landete. Eigentlich war der Plan, meinen Blog bereits gestern fertig
zu schreiben – allerdings kam mir ein Besuch mit Lydia im Emergency
Room dazwischen, die auf Grund einer verschleppten Blasenentzündung
letztlich für einige Stunden mit Antibiotika am Tropf hing. Jetzt
scheint es aber glücklicherweise wieder bergauf zu gehen. Der
heutige Morgen
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Sea-Castell von Saida |
begann mit dem üblichen Arab-Israeli-Conflict Seminar
an der AUB und mit einem unüblichen Gast: Der deutsche Botschafter des
Libanons war anwesend, um einen Abriss über die politische Haltung
Deutschlands gegenüber Israel und Palästina zu geben. Eine
spannende Abwechslung zum gängigen Unterricht. Bedauerlicherweise
findet in der kommenden Woche bereits die letzte Sitzung des Seminars
statt. Nur noch wenige Wochen liegen zwischen mir und meiner
Rückkehr, und noch immer ist einigermaßen unklar, wo es mich im
Anschluss hinführen wird. In den nächsten Wochen werde ich mich
neben dem Arabischunterricht vor allem mit einer Hausarbeit im
Ethik-Seminar befassen. Das Thema steht noch nicht fest, mittlerweile
habe ich aber immerhin eine gute Idee. Ich freue mich auf die letzten
Wochen im libanesischen Alltag, und werde von Tag zu Tag gespannter
auf meine noch ungewisse Zukunft in Deutschland.
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