Blick auf schneebedeckte Berge |
Januarsonne in den Bergen des Libanons |
Studieren mit Meerblick: Die amerikanische Universität Beirut |
Am Donnerstag spazierten
Maxie und ich am morgen durch den Regen zur amerikanischen
Universität, und mischten uns als Gasthörerinnen eines Einführungsseminares zum Nahostkonflikt unter die Studierendenschaft. Eine vielversprechende erste Sitzung, die von etwa
fünfundzwanzig libanesischen wie internationalen Studenten
besucht wird.
Bevor am
Freitagnachmittag die letzte Klausur anstand, war es außerdem
Zeit für eine weitere Einheit Englischunterricht im
Flüchtlingslager. Bei unserem bereits dritten Besuch wurden wir
herzlich von den Kindern in Empfang genommen, um wenig später
gemeinsam zu singen und uns zur Musik zu bewegen.
Überall Gesichter... <3 |
Dank der dauerhaften Präsenz einer Lehrerin laufen die Stunden meist recht konzentriert ab – verlässt sie aber den Raum, findet immer irgendwer einen Anlass für ein bisschen Chaos. Ab sofort haben wir den Auftrag, den Kindern verschiedene Lieder zum Muttertag beizubringen, der im Libanon am 21. März zum Frühlingsbeginn gefeiert wird. Auf einer kleinen Feier für die Eltern sollen die Lieder schließlich zum Besten gegeben werden.
Nach unserer
Ostkirchen-Klausur, die letztlich wesentlich leichter als erwartet
wurde, verbringen Maxie und ich einen lustigen Abend im Caiptain's,
einer der wenigen Bars mit bezahlbarem Bier. Ich begegne einem jungen
Mechatroniker, der drei Jahre in Karlsruhe studiert hat und fließend
Deutsch spricht und unterhalte mich mit linken Libanesen die von
einer marxistischen Revolution im Land träumen.
New-Semester resolutions. |
Januarsonne und ein grasgrüner VW |
Auch am kommenden Tag
ziehen Maxie und ich los, um das Semesterende mit einigen
Kommilitonen und Bekannten zu feiern. Der Abend beginnt in einer Bar
im lebendigen Viertel 'Mar Mikhael', und endet in einem Vorort
Beiruts in einem Haus des Malteserordens. Dort leben einige
Freiwillige aus Deutschland, Frankreich und Spanien, die für zehn
Monate mit Menschen mit Behinderung arbeiten.
Selfie im Tal des Nahr al-Kalb |
Zwischen Perlenpaulas und
Polohemden fühle mich an meine Schulzeit und meinen eigenen
Freiwilligendienst erinnert. Der Abend verläuft gut, bis ein Mädchen
etwas übermütig eine Schiebetür schließt und dabei nicht bemerkt dass
meine Fingerkuppe im Weg ist. Ich bewege mich in Richtung Küche um
den demolierten Fingernagel zu kühlen, bis mir plötzlich
schwindelig wird. Ich setze mich für einen Moment hin, stehe aber
wenig später wieder auf um Maxie darauf aufmerksam zu machen dass es
mir nicht gut geht. Einige Sekunden später kippe ich um, und komme
erst auf dem Balkon wieder zu mir. Nachdem ich es in meinem kurzen
Leben geschafft habe, bereits beim Friseur, auf einem Konzert, im
Club und nach einer Weisheitszahn-Op in Ohnmacht zu fallen, bietet
der eingeklemmte Finger bereits den fünften Anlass. Zurück in der
Realität habe ich dank feuchtem Untergrund auf dem Balkon zwar eine
nasse Hose und einen blauen Fleck auf dem Knie, fühle mich aber
sofort wieder wach und klar.
Mit der Gondel in die Tropfsteinhöhle |
Mit wenig Schlaf
beschließen Maxie und ich am Sonntagmorgen den Tag trotz allem zu
nutzen, und mit dem Bus ins Tal des 'Nahr al-Kalb' zu fahren. Dort
befindet sich die Jeita-Grotte, eine imposante Tropfsteinhöhle, die
aus einer oberen und einer unteren Höhle besteht. Bedauerlicherweise
ist die untere Höhle auf Grund des hohen Wasserstandes geschlossen.
Im Frühling und Sommer kann man dort mit einem Boot durch die alten
Gemäuer fahren. Doch auch die obere Grotte, in der das Fotografieren
leider verboten ist, hinterlässt uns staunend und beeindruckt. Auf dem Rückweg passieren wir ein Museum, in dem berühmte Persönlichkeiten in Wachs und Silikon zur Schau gestellt werden. Die Auswahl der Prominenten aus 'Kultur, Kunst und Politik' lässt uns schmunzeln. Obwohl ich für einen Moment erwäge, eine Nasrallah-Tasse zu erwerben, sparen wir uns den Besuch der 'Hall of Fame' wegen des überteuerten Eintritts.
In dieser Woche freue ich mich vor allem auf einen Ausflug nach Faraya, das größte Ski-Gebiet des Landes. Außerdem bleibt zwischen Seminar an der American University und Englischunterricht im Flüchtlingslager vor allem Zeit für die Dinge, die in der Prüfungsphase zu kurz kamen: Sport, Bewegung, Briefe schreiben.
[Für alle, die den Titel nicht verstanden haben]: