Während für Berlin
Sonnenschein angesagt ist, hat in Beirut das Wetter beschlossen eine
kleine Sommerpause einzulegen und stattdessen für Regen zu sorgen.
Ein guter Tag, um die letzten Korrekturen an meiner Hausarbeit
vorzunehmen, und nach drei Wochen endlich wieder einen neuen Blog zu
schreiben.
Zwischen Recherchen und
Schreibarbeit verbrachte ich – auf ein Neues - einen Großteil
meiner Zeit in Bibliotheken und Cafés, um mich dem Fall um Elor Azaria und seinen ethischen Dimensionen zu widmen. Entstanden
ist ein buntes Potpourri historischer Abhandlungen über das Thema
'Töten zur Selbstverteidigung', die ich mit meinen eigenen Gedanken
ergänzt habe. Am kommenden Montag werde ich die Arbeit im Unterricht
in einer kurzen Präsentation vorstellen – Die letzte
Arbeitsleistung, die ich für die Hochschule erbringen muss. Danach
beginnen die letzten drei Wochen, in denen ich mich schließlich vom
Libanon verabschieden muss. Doch zurück zu den vergangenen Wochen..
Work work work work work... |
Der April endete mit
einem Ausflug nach Byblos, den Maxie, Miriam und ich antraten um eine
kleine Buchmesse in der Altstadt zu besuchen. Die Messe entpuppte
sich als noch viel kleiner als erwartet, und dennoch fand der ein
oder andere Artikel seinen Weg in meinen Rucksack. Miriam ist eine
holländische Theologiestudentin, die für lediglich acht Wochen im
Land ist, um für ihre Masterarbeit zum Thema Flüchtlinge zu
forschen.
Laternen gegen den Krieg |
Bei Burger und Pommes
genossen wir den gemütlichen Tag in der Sonne, bevor wir uns am
frühen Abend auf den Rückweg nach Beirut machten, um dort an einer
Veranstaltung der städtischen Initiative 'Beirutiyat' teilzunehmen.
Am Meer wurden kleine leuchtende Papierballons in den Himmel steigen
gelassen, um ein Zeichen für die libanesische Einheit zu setzen und um an die Schrecken des Bürgerkrieges zu erinnern. Während in
Deutschland bei einer vergleichbaren Veranstaltung die Ballons
vermutlich nur von professionellem Personal in die Lüfte gelassen
werden dürften, hatte hier jede_r Gelegenheit, ein Licht mit Hilfe
von freundlichen Ordnern steigen zu lassen. Wenngleich der ein oder
andere Ballon nicht sofort seinen Weg in den Himmel fand und zunächst
drohte, in kleine Menschengruppen zu fliegen, stiegen schlussendlich
doch alle Lichter ohne größere Vorkommnisse nach oben.
Demo für die Hausangestellten |
Am nächsten Morgen
begeben wir uns auf eine Demo, die
am Vortag des 1. Mais im Zeichen
der Hausangestellten steht. Sie kommen meist aus Äthiopien, Eritrea
oder von den Philippinen und gehören in wohlhabenden Familien zum
'Standard'. Die Arbeits- und Lebensbedingungen allerdings sind meist
miserabel, Rechte so gut wie nicht vorhanden. Also solidarisieren wir
uns für einige Stunden, bevor wir am Meer zurück nach Hamra
spazieren.
Nach einer lernintensiven
Woche leiten Maxie und ich das Wochenende mit einem Abend im Mezyan
ein, einem Restaurant in dem am Wochenende zu später Stunde meist
irgendwann
zu arabischer Musik auf den Tischen getanzt wird. Am
Sonntag fahren wir außerdem in den Süden nach Tyros. Nach ein paar
Stunden Unikram bei Dunkin' Donuts mit Blick aufs Meer legen wir uns
wenig später noch eine Weile an den Strand.
Entspannen am Strand von Tyros. |
In der zweiten Woche
halten Maxie und ich eine Andacht zum Thema Rechtspopulismus, hören
einen spannenden Vortrag über Palliativmedizin im Ethik-Seminar und
sehen den spannenden ägyptischen Film 'Mawlana' im Kino.
Das Wochenende beginnt
mit einem gemütlichen Abend mit der N.E.S.T Community im
'Soul-Café', das im Gemeinschaftsraum des Hauses stattfindet. Es
wird gesungen, getrommelt und erzählt. Clemens spielt ein
improvisiertes Lied über den Studienalltag auf dem Klavier, ich lese
eine der wenigen Geschichten, die ich je auf Englisch geschrieben
habe und Nina, die aus Neuseeland kommt, bringt uns ein Lied auf Maori
bei.
Enfeh |
Nachdem wir zu Beginn
unseres Studienjahres zum 'Spiritual Retreat' für ein Wochenende in
das malerische Dorf Douma fuhren, gibt es auch zum Ende des Jahres
einen kurzen Ausflug mit der Hochschulgemeinschaft. Am frühen
Samstagmorgen fahren wir mit dem Bus nach 'Enfeh'. Maxie geht es
bereits am Morgen kreislauftechnisch eher mäßig, und nach einer
dreiviertel Stunde Fahrt beschließt sie kurzerhand wieder
auszusteigen und nach Beirut zurückzufahren.
Enfeh ist ein kleiner
Küstenort in der Nähe von Tripoli, in dem es sich ein bisschen
anfühlt wie in Griechenland. Weiße kleine Häuser mit blauen Türen
und Fensterrahmen stehen am Wasser, roter Mohn blüht auf den Wiesen,
die Sonne strahlt pausenlos. Wir spazieren durch den Ort, in dem –
wie man mir versichert – ausschließlich Christen leben, besuchen
Enfeh II |
Auch in der vergangenen Woche habe ich einen Großteil der Zeit mit meiner Hausarbeit verbracht. Am vergangenen Donnerstag hielten Maxie und ich unsere letzte Andacht, die wir mit einem kleinen Jahresrückblick und einerTanzeinlage verbanden: Eines der Lieder, das wir regelmäßig mit den Kindern im Flüchtlingslieder singen und tanzen ist der „Pinocchio-Tanz“. Um unsere Kommilitonen auch an diesem Ausschnitt unseres Alltags im Libanon teilhaben zu lassen, luden wir auch sie in der Andacht dazu ein, gemeinsam mit uns zu tanzen.
Ursprünglich war für
heute ein Ausflug in die Stadt Zahle in der Bekaa-Ebene geplant, der
allerdings wegen des Regens nicht zustande kam. Morgen werde ich mich
mit einer Gruppe von N.E.S.T Studierenden zum sogenannten
N.E.S.T-Sunday in eine Kirche in der
Klosterfenster irgendwo bei Enfeh |
Innenstadt begeben, um dort
einige meiner Erfahrungen des Studienjahres zu teilen. Der
„N.E.S.T-Sunday“ findet an mehreren Sonntagen statt und soll
jeweils kleinen Gruppen von Studierenden die Möglichkeit geben, in
verschiedenen Kirchen von der
Lernen mit Kaffee und Rüblikuchen.. |
Abschied von Lydia. <3 |
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