Spaziergang zu den Taubenfelsen |
Nachdem ich den
vergangenen Montag mit Meerblick und Blogschreiben verbracht habe,
mache ich es mir am Abend im Airbnb gemütlich und freue mich über
das unbegrenzte Internet, während ich auf Jan warte, der kurz vor
Mitternacht in Beirut landet. Wenig später klopft es an der Tür,
und ich bin sehr glücklich, Jan nach zwei Monaten endlich wieder in
die Arme schließen zu können. Erfreulicherweise habe ich für den
kommenden Tag keinerlei Termine, da am 22.11 der Unabhängigkeitstag
des Landes gefeiert wird.
Wir begeben uns auf einen langen Spaziergang in die Stadt, besichtigen die Al-Amin Moschee und die wiederaufgebaute Innenstadt, die für Libanesen derzeit nicht zugänglich ist und eher an eine Filmkulisse, als an ein belebtes Stadtzentrum erinnert. Später machen wir es uns in meinem neuentdeckten Café in Gemmayzeh gemütlich, trinken Kaffee und lassen die ersten gemeinsamen Eindrücke sacken.
Wir begeben uns auf einen langen Spaziergang in die Stadt, besichtigen die Al-Amin Moschee und die wiederaufgebaute Innenstadt, die für Libanesen derzeit nicht zugänglich ist und eher an eine Filmkulisse, als an ein belebtes Stadtzentrum erinnert. Später machen wir es uns in meinem neuentdeckten Café in Gemmayzeh gemütlich, trinken Kaffee und lassen die ersten gemeinsamen Eindrücke sacken.
Außerdem zeige ich Jan
die N.E.S.T – den Dreh- und Angelpunkt meines derzeitigen Alltags.
Mit einer eigenen Küche im Apartment genieße ich es, mich nach zwei
Monaten libanesischer Kantine von Jan bekochen zu lassen, und freue
mich, endlich mal wieder bissfeste Pasta anstatt von weichgekochter
Spaghetti serviert zu bekommen.
Am Mittwoch gehe ich
meinen universitären Pflichten nach, und lasse Jan für die tägliche
Andacht und 2 ½ Stunden Ostkirchen-Seminar im Apartment zurück.
Streetart in Beirut |
Am Abend fahren wir
gemeinsam mit Maxie und Lydia nach Mar Mikhael, um Lydia und Jan den
zweiwöchentlich stattfindenden Rap- und Hip-Hop-Abend vorzustellen.
Nachdem Maxie und ich inzwischen bereits drei Mal an der
Veranstaltung teilgenommen haben steht fest: Die Szene ist mehr als
überschaubar und das lyrische Programm der Rapper zeigt von Woche zu
Woche wenig Veränderungen. Überrascht bin ich allerdings, als sich
herausstellt dass einer der regelmäßig anwesenden Rapper
hauptberuflich Blumenverkäufer ist. Woche für Woche steht er mit
einer Vase Rosen auf der Bühne, in einer der vergangenen Wochen nahm
er als Teil seiner Performance einen großen Schluck Wasser aus dem
Gefäß – und so ging ich davon aus, dass die Rosen nicht mehr als
ein Markenzeichen seien. Dank der Übersetzung von Nabil, der wenig
später zu uns stößt, stellt sich jedoch heraus, dass er die Rosen
nicht grundlos mit sich herumträgt. Als wir etwas später die Bar
wechseln, läuft der Rapper zwei Mal an uns vorbei, und bietet uns
seine Rosen zum Verkauf an. Ein trauriges Bild, mit dem ich nicht
gerechnet habe.
Am kommenden Morgen steht
eine weitere Stunde Einführung in den Islam auf dem Programm, bevor
ich mich mit Jan auf einen Spaziergang ans Meer begebe, und wir zu
den Taubenfelsen spazieren. Die Sonne scheint uns ins Gesicht, und
ich bin nach wie vor jeden Moment dankbar, dem deutschen Winter
entflohen zu sein.
Novembersonne an der Corniche |
Weil ich am frühen Abend
Arabischunterricht habe, machen Jan und ich uns mit dem Taxi auf den
Weg nach Gemmayzeh. Unser Taxifahrer, Husayin, stellt sich als
äußerst freundlich und hilfsbereit dar – erzählt von seinen
Schwestern in Dänemark und Deutschland und hat uns wenig später in
seine Familie aufgenommen. Er bietet uns an, uns für Tagesausflüge
durchs Land zu fahren und Jan am Tag seiner Abreise zum Flughafen zu
bringen. Letzteres Angebot klingt für Jan vielversprechend, der auf
der Hinreise an einen Taxifahrer geraten war, der für die Fahrt in
die Stadt deutlich zu viel Geld verlangt hatte.
Nach drei Stunden
intensiven und langwierigen Stunden Arabischunterricht mit einer
deutlich kleineren Klasse als sonst, esse ich in Gemmayzeh mit Jan zu
Abend, der während des Unterrichts im Café auf mich gewartet hat.
Der Freitag ist der
einzige Tag, an dem ich keine Termine oder Seminare habe und den wir
für einen Ausflug nach Byblos nutzen können.
Kreuzfahrerburg "Gibelet" |
Byblos |
Für Jan, der sich vegan ernährt, ist die libanesische Küche eine Genugtuung. Die arabische 'Mezze' – eine Reihe kleiner Vorspeisenteller (wie beispielsweise Hummus, Auberginenpaste, Shakshuka, Oliven, Bohnen usw.), serviert mit Brot und Salat, kann man sich selbst zusammenstellen. Die Speisekarte bietet eine Vielzahl veganer Köstlichkeiten, die es Jan ermöglichen, problemlos auf tierische Produkte zu verzichten und sich dennoch reichhaltig zu ernähren.
Beleuchtete Ausgrabungen in Byblos |
Auf dem Rückweg zur Hauptstraße passieren wir archäologische Ausgrabungen der Stadt, die anlässlich zur Weihnachtszeit mit grellen Lichterketten verziert sind.
Laute elektronische Weihnachtsmusik und ein riesiger Weihnachtsbaum vervollständigen das kitschige Bild, das den vielen begeisterten libanesischen Besuchern zu gefallen scheint. Sie nutzen die bunten Weihnachtskugeln und leuchtenden Bäume für ausgiebige Foto-Sessions mit der ganzen Familie. Obwohl Strom eine absolute Mangelware im Land ist, scheint die Weihnachtsbeleuchtung zum Pflichtprogramm zu gehören.
Lebkuchenhäuser auf dem Weihnachtsbasar |
Weihnachtsbasar der deutschen Gemeinde |
Eine weitere Gelegenheit, sich kurz zu unterhalten.
Den späten Nachmittag und Abend verbringen Jan und ich in aller Gemütlichkeit, zwischen süchtig machendem Handy-Spiel und Lieferservice-Pasta in unserem Apartment. Am Nachmittag telefoniert Jan kurz mit Taxifahrer Husayn, der kurzerhand vorbeikommt um den Preis und weitere Modalitäten vor Ort abzusprechen, bevor er kurz vor 1 Uhr nachts erneut vor unserer Zimmertür steht, um Jan bereits zurück zum Flughafen zu bringen.
Ich verbringe die letzte Nacht allein im Apartment, bevor ich mich am Sonntag wieder vom unbegrenzten Wifi und der ruhigen Umgebung verabschieden muss, und mich – zusammen mit dem neuen Norah Jones Album, Samba-Schokocreme und dem Magazin, in dem kürzlich mein erster Text mit Dharas Illustrationen veröffentlicht wurde – auf den Weg zurück an die N.E.S.T mache. Am Sonntag finde ich endlich Zeit, meine Bewerbung für den NDR abzuschicken und mir einen Plan für die kommende Woche zu machen.
7up-Assoziation à la Jan |
Am heutigen Montag habe
ich am Vormittag der Leiterin des JCC (Joint Christian Committee)
einen Besuch abgestattet, um mich über freiwillige
Einsatzmöglichkeiten in ihrer Einrichtung im palästinensischen
Flüchtlingslager zu informieren. Voraussichtlich werde ich in der
kommenden Woche mit Maxie erneut nach Sabra und Shatila fahren, um zu
entscheiden, mit welcher Altersgruppe und in welchem Bereich wir
unseren Freiwilligendienst fortführen möchten. Momentan liebäugele
ich vor allem mit der Arbeit im Kindergarten, da es mir mit Kindern
am leichtesten zu fallen scheint, eine neue Sprache zu erlernen. Den
Nachmittag verbringe ich mit Lydia im gemütlichen Café T-Marbouta.
Weihnachten in Byblos |